Schneesicherheit ist von zentraler Bedeutung, dies haben die vergangenen Winter gezeigt. Am 28. Februar 2023 gründete die Corvatsch AG zusammen mit den Gemeinden Sils und Silvaplana die Alpin Infra AG. Die Gesellschaft bezweckt die Erstellung und Finanzierung der benötigten Grundinfrastruktur für Beschneiungsanlagen für die Corvatsch AG. Die Gesellschaft kann insbesondere solche Anlagen erwerben, aus- und neu bauen sowie an die Leistungserbringer zu günstigen und kostendeckenden Bedingungen vermieten oder verpachten. Zum Wohle einer nachhaltigen Entwicklung der Tourismusregion Silvaplana / Sils ist die Gewinnstrebigkeit jedoch kein Ziel der Gesellschaft.
Bereits im Sommer 2023 erfolgten die ersten Arbeiten, so wurde die Beschneiungsanlage der Talabfahrt Furtschellas erneuert. Auch die Verbindungspiste Furtschellas – Corvatsch soll schneesicher werden, dort wurden ebenfalls erste Arbeiten ausgeführt. Für die Halfpipe wurde die Schnee-Erzeugungsanlage im Corvatsch Park ausgebaut, ausserdem wurden Glasfaserkabel für Fernsehübertragungen, wie zum Beispiel die Slopestyle- und Halfpipe-Wettkämpfe anlässlich der FIS Snowboard, Freestyle & Freeski Weltmeisterschaften im März 2025, verlegt.
Die meisten Arbeiten werden durch Mitarbeitende der Corvatsch AG ausgeführt, manchmal wird auch die Bauunternehmung Hartmann hinzugezogen.
Jetzt, im Sommer 2024, ist der mittlere Teil der Snow-Night-Piste auf Corvatsch an der Reihe. Hier muss die in die Jahre gekommene Schnee-Erzeugungsanlage modernisiert werden. Gleichzeitig werden die Rohre für die Trinkwasser- und Abwasserversorgung der Mittelstation Murtèl sowie Teile der Snow-Night-Lichtanlage ersetzt. Bei Furtschellas wird die Schneeanlage zwischen Rabgiusa und Chüderun fertig gebaut.
Zehn Mitarbeiter der Corvatsch AG sind auf der Baustelle bei der Alpetta beschäftigt. Dabei kommen der Corvatsch AG die verschiedenen Berufserfahrungen der Mitarbeiter zugute. Angestellte, die im Winter im Bahnbetrieb, als SOS-Mitarbeiter oder Pistenmaschinenfahrer im Dienst sind, arbeiteten vor ihrer Corvatsch-Zeit beispielsweise als Geometer, Landschaftsgärtner, Zimmermann oder kommen aus der Baubranche.
Bevor mit dem Graben begonnen wird, wird die oberste Humusschicht mit Gras und Blumen abgetragen. Die Grasstücke werden nach den Bauarbeiten wieder eingesetzt. Auf diese Weise wird die Baustelle schneller renaturiert. Rund vier Leute sind mit Rechen und Schaufel beschäftigt, so dass alles möglichst schnell wieder anwächst.
Mit Corvatsch-eigenen Baggern werden die Gräben ausgehoben. Es versteht sich schon fast von selbst, dass in den schweren Baggern die Pistenfahrzeugfahrer am Schalthebel sitzen. An besonders unzugänglichen oder felsigen Stellen muss auch gesprengt werden. Wer nun denkt, dass hier der SOS-Mitarbeiter mit dem Lawinen-Sprengsatz zum Zug kommt, liegt falsch. Sprengmeister für Bauarbeiten haben eine andere Ausbildung als die Verantwortlichen für Lawinensprengungen und es wird auch anderes Sprengmittel verwendet.
Die verschiedenen Rohre werden von Hand und mit Hilfe der Bagger eingesetzt. Die Rohre haben verschiedene Farben: blau für Trinkwasser, schwarz für Abwasser, blau-schwarz für Druckluft und grau für Stromleitungen. Alle 50 bis 60 Meter wird ein Schacht eingebaut, hier werden kurz vor Winterbeginn die Schneelanzen und -kanonen montiert. Die Schächte müssen wegen der Wasser- und Druckluft-Anschlüsse beheizt werden, deshalb werden auf der ganzen Länge Stromleitungen eingezogen. Die verschiedenen Rohre und Schächte werden mit Helikopter zum Bestimmungsort transportiert, da die Fahrstrasse für Lastwagen zu eng und zu steil ist. Auch die bereits im Tal zusammengeschweissten Druckluftrohre werden mit dem Heli hinaufgeflogen. Weil diese Rohre bis zu 100 m lang sind, werden sie auch Spaghetti genannt.
Für die Snow-Night-Piste wird eine Schnee-Erzeugungsanlage im Hybrid-System gebaut. Das heisst, Schneekanonen und Schneelanzen wechseln sich ab. Lanzen sind immer fix installiert, im Gegensatz dazu können Kanonen fix oder mobil platziert werden. Dies bietet Vorteile bei Wind, die Kanonen können nach der Windrichtung ausgerichtet werden. Ein weiterer Vorteil ist die grössere Wurfweite, was eine grössere Schneemenge in kürzerer Zeit bedeutet. Der Nachteil ist; Kanonen verbrauchen im Gegensatz zu Lanzen mehr Strom.
Schneekanonen und -lanzen können heute auch über Mobil-Telefone in Betrieb genommen werden. Da Windrichtungen am Berg häufig wechseln, ist eine persönliche Kontrolle vor Ort aber unerlässlich – auch nachts. So fährt der Verantwortliche während der Schneeproduktion mehrmals zu den verschiedenen Schneekanonen und richtet sie nach Bedarf neu aus. Unzugängliche Orte sind nur zu Fuss und mit dem Quad oder – falls bereits etwas Schnee liegt – mit Ski erreichbar.
Dank der Beschneiungsanlage kann die Snow-Night-Piste in 75 Stunden mit einer Grundbeschneiung in Betrieb genommen werden – falls die richtigen Temperaturen herrschen: Minus sechs Grad Feuchtkugeltemperatur sind für optimale Beschneiungsresultate erforderlich. In 150 Stunden ist die Piste fertig beschneit. Ist es wärmer, zum Beispiel minus drei Grad, werden die Beschneiungszeiten länger.
Aber noch ist der Winter weit entfernt. Noch wird gegraben und gepickelt. Trotz Bagger ist viel Handarbeit gefragt, kleinere Felsbrocken müssen weggetragen, Rohre von Hand platziert und verkeilt werden. Die Arbeit auf dem Corvatsch ist hart, das Gelände zuweilen steil. Zwanzig Kilometer lang wäre die Baustelle, würde alles auf einmal gebaut, von 2000 Metern geht es auf 2700 Meter Meereshöhe.
Läuft alles planmässig, werden im Sommer 2025 die Teilstücke ab Pumpstation Ova dal Tunnel – Talstation Surlej/Cristins und die Piste Grialetsch in Angriff genommen. Total investiert die Alpin Infra AG rund 26 Millionen Franken in die Beschneiungsanlagen. Nicht nur für den Betrieb der Bergbahnen Corvatsch AG ist die Schneesicherheit zentral. Schneesichere Pisten ab Ende November/Anfang Dezember bis Ende April bedeuten auch für andere Tourismuszweige wie zum Beispiel die Hotellerie Planungssicherheit.