Wie man so schön sagt: Die Vorfreude ist die schönste Freude. Schon Anfang November kribbelt es langsam in den Zehen und man kann den Saisonstart kaum erwarten. Auch im Dorf steigt die Vorfreude auf den ersten «richtigen» Schneefall von Tag zu Tag, da in höheren Lagen bei Naturschneemangel bereits «weisse Bänder» zu erkennen sind. Hast du dich auch schon mal gefragt, wie die Pisten für den Wintersport vorbereitet werden und wie der Schnee produziert wird?
Die erste Schneekanone in der Schweiz war im Jahr 1978 in Savognin im Einsatz. Seitdem wird für den Wintersport Schnee produziert und vielerorts ist der Skibetrieb nur dank technischer Beschneiung gewährleistet. Schneesicherheit ist ein ausschlaggebendes Kriterium für die Destinationsauswahl durch die Gäste und damit für die Wirtschaftlichkeit der Bahnunternehmen. Zudem wird aktuell in der Branche viel in die Energieeffizienz der Beschneiungsanlagen investiert, damit weniger Wasser und Strom verbraucht wird.
Seit Mitte Oktober ist das Pistenteam am Corvatsch mit der technischen Beschneiung beschäftigt, aber die Vorbereitungsarbeiten laufen bereits seit mehreren Monaten.
Schneeerzeugung durch technische Beschneiung
Die Komponenten der technischen Beschneiung sind wie beim Naturschnee ausschliesslich Wasser und Luft. Durch den Einsatz unterschiedlicher Technologien wird der Schneefall durch die Schneekanonen simuliert, ganz ohne Zusätze. Bei der Schneeerzeugung produzieren Nukleatoren* ein Gemisch aus Wasser und Druckluft. Wasser wird zu Wassertröpfchen umgewandelt und beim Auftreffen der Tröpfchen auf die kalte Luft gefrieren diese Körnchen zu sogenannten Nukleiden. Bei den Schneekanonen wird der Schneefall über das Gebläse und bei den Schneelanzen über die natürliche Fallhöhe simuliert. Beim Corvatsch kommen beide Systeme zum Einsatz.
Die idealen äusseren Bedingungen für die Schneeproduktion sind kalte Temperaturen bei ca. –5/–4°C, kein Wind und niedrige Luftfeuchtigkeit. Bei der Beschneiung wird der Begriff Feuchtkugeltemperatur zur Definition des Verhältnisses der Temperatur zur Luftfeuchtigkeit verwendet. Je höher die Luftfeuchtigkeit ist, je kältere Temperaturen sind für die Beschneiung notwendig.
Um die heutigen Erwartungen der Schneesportlerinnen und Schneesportler zu erfüllen, braucht es für die Pistenpräparation zusätzlich technischen Schnee. Da beim technischen Schnee die gefrorenen Wassertropfen direkt von aussen als kleine Eiskörner auf die Piste fallen, ist der technische Schnee dichter respektive kompakter und härter als der Naturschnee. So kann zum Beispiel die Snow-Night-Piste nur dank technischem Schnee kompakt präpariert werden.
Beschneiungsanlagen und Schneeerzeuger
Die natürlichen Gegebenheiten bestimmen die Möglichkeiten für den Einsatz von Beschneiungsanlagen in einem Skigebiet. Die Beschneiungsanlagen werden individuell geplant und bestehen aus verschiedenen Komponenten.
Für die Schneesportlerinnen und -sportler sind nur die Schneeerzeuger sichtbar, aber zur Gesamtanlage gehören die Wasserfassung, die Pumpstation, die Rohrleitungen, Schächte usw. Wasser und Luft als Komponenten müssen vom Maschinenraum über die Rohrleitungen zu den Schneeerzeugern transportiert werden. Das Wasser wird entweder von Fliessgewässern, Seen oder Speicherseen hochgepumpt. Zudem benötigen die Schneekanonen Strom, auch damit diese digital gesteuert werden können.
Das Beschneiungskonzept der Corvatsch AG ist für eine Grundbeschneiung von minimal 75 Stunden und maximal 150 Stunden ausgelegt. Im Skigebiet sind 150 Schneelanzen und 50 Kanonen verteilt. Die meisten Schneekanonen und Lanzen sind automatisiert, aber einige Schneekanonen und Lanzen auf den Hauptpisten müssen noch manuell gesteuert und ausgerichtet werden. Für die Pisten am Corvatsch wird ca. eine Fläche von 38 Hektaren beschneit. Eine Schneekanone benötigt mehr Energie als eine Lanze, aber kann in der gleichen Zeit mehr Schnee produzieren. Die Lanze ist aufgrund der Höhe windanfälliger. Sowohl die Schneekanonen und die Pumpstationen werden grösstenteils digital per App gesteuert. Dies funktioniert dank der Glasfaserleitungen für die Pumpstationen und den Datenkabeln für die Kanonen als insgesamt ein komplexes System.
Für die Beschneiung des Corvatschgebiets dienen die Wasserfassung Margun, Ova und diverse Bachfassungen und Quellfassungen auf der Seite Furtschellas. Das Wasser wird zur jeweiligen Pumpstation hochgepumpt und in einem Wasserbecken gesammelt, dabei werden die Schieberschächte und die Leitungen automatisch gesteuert. Während der Wintersaison wird rund 300‘000 Kubik Wasser benötigt; am Corvatsch können ca. 180 Liter pro Sekunde hochgepumpt werden. Durch die Schneeschmelze im Frühling gelangt das Wasser wieder zurück in die Natur.
Für die Beschneiung ist Luft/ Druckluft notwendig. Für die Beschneiungsmaschinen, die keinen eigenen Kompressor haben, gibt es einen zentralen Kompressor im Maschinenraum. Beim Kompressor ist ein Lüftungssystem angehängt. Dort muss täglich die Luft und das Kondenswasser abgelassen werden.
In den letzten Jahren wurde massgeblich in die technische Entwicklung investiert. Ziel ist es, durch datengesteuerte Schneeproduktion das Verhältnis zwischen Stromverbrauch und Schneeproduktion zur bestmöglichen Nutzung der Ressourcen zu verbessern .
Im Skigebiet sind diverse Schächte für den Wasseranschluss und die Strom- und Luftzufuhr im Boden vergraben.
Bei der Beschneiung wird die Software Snowvisual eingesetzt, um anhand der erfassten Daten die Beschneiung optimal über das komplette Skigebiet und alle Schneeerzeuger zu steuern. Die Temperatur, Schneequalität, Feuchtkugeltemperatur, Windgeschwindigkeit, Schneehöhe usw. können abgelesen werden.